Esther´s Waldgeflüster
Tropfen um Tropfen, mal langsamer, mal kleiner und vorsichtiger, mal dichter und gröber, es ist Winter. Es regnet. Alles weicht ein, wird glitschiger, wird schleimiger, wird nasser. Regen fällt auf Blatt, Blatt wird nasser und klebt. Mensch läuft drüber und Blatt fährt mit, Blatt klebt am Schuh, Blatt klebt an Fußmatte, Blatt liegt auf Fußboden. Regen ist so wichtig! Jajaja. Wir brauchen Regen! Aber so ein bisschen mehr Licht wäre auch nicht schlecht. Schnee würde Licht bringen, aber Schnee ist auch nur beim Blick aus dem Fenster wunderschön. Früher war im Januar mehr Schnee, mehr Kälte, klirrende Kälte. Das war schön, als wir uns mit vom eisigen Ostwind zerrissenen Lippen, mit Grippe und Rückenschmerzen durch die Eismassen kämpften und großartig war es, wenn die Straßen so richtig glatt waren, weil die Stadt kein Salz mehr hatte, niemand mehr Salz hatte, um uns die Wege freizuräumen. Was war das schön, wenn man ahnungslos über die Straße sprang und und dann wie ein warmer Kuhfladen ausrutschend auf die Straße platschte.
Wat war es gut, wenn alle mit ihrem Dreck in den Laden latschten und dann abgetaut wieder gingen. Wat war es schön, als vor vierzig Jahren mal die ganze Stadt per Schlittschuh erreichbar war, die Flughäfen zugefroren und die Eisbrecher sich an den Küsten abkämpften.
Wenn wir in zwei Jahren wieder durchgeknallt durch die Monate rasen und unsere Privatpartys nur noch stressen, werden wir von den Coronazeiten schwärmen, in denen kein Freund und kein Nachbar uns vom Nichtstun abgehalten hat.
Im Rückblick werden wir vom Januar schwärmen, der uns in aller Gelassenheit unser Porter trinken ließ, der uns Ruhe und Entspannung brachte, der uns zum ersten Mal zeigte, daß die Farbe des Porter die der Blätter im Garten ist, der uns zeigte, wie leuchtend schön das Moos im Winter, der uns zeigte, daß es auch mal jut is wie es is.
Porter ist das Bier der Malocher, das nach harter Arbeit im Hafen oder in der Fabrik, wenn im Mund ohnehin nur noch ein Belag von Rauch ist, traditionell zum Feierabend gerne durch den zahnlosen Mund gluckerte. Das war in Nordeuropa überall ähnlich, nur dass die Norddeutschen es gerne etwas schokoladiger und süßer mochten, während die Briten eher bitterer bevorzugten.
Heute trinken wir zwar noch dieselben Mengen, jedoch unsere Arbeit und die Luft haben sich zum Besseren verändert, auch im Mund ist mehr Halt.
Fuller´s London Porter ist das Bier, an dem sich die britischen Porter orientieren. Unter den süßen deutschen ist es mit Sicherheit das Lausitzer Porter.
Grundsätzlich sollten Expressoliebhaber zum Porter britischen Stils greifen, während die Malzbiertrinker mit Sicherheit bei Bieren wie Schwarzer Abt oder Lausitzer Porter sich wohl fühlen. Beide Bierstile sind auch ein wahrer Genuss zu Käsekuchen oder Milchnachspeisen. Das Ludwigsluster Porter kommt aus der Region, die von sich behauptet, Erfinderin des Deutschen süßen Porters zu sein, aus Grabow. Der Besitzer der Brauerei Christian Louis Fritz Rose übersandte Bismarck sogar eine Kiste Porter mit einem Gedicht des Heimatdichters Gustav Ritter. Das war 1896.
De irst April is nu vörbi,
Weg sünd de Gratulanten.
Nu kannst Du mal verpusten Di
Von all dat Grüßen, Danken.
Dat is gewiß ein swores Stück,
Wenn glik sö’n Dusend kamen,
Un jeder will von Di n’Blick,
En’ Handdruck gor uns Damen.
Up jede Räd, de Di ward hollen,
Möst Du mit Antwurt fin parat,
Dat Stahn dorbi is for ’n Ollen,
Wenn ’t lang durt, kene lichte Sack
Na ’t güng woll god,
doch glöw ick, is
De Rückslag beten korter,
Drinkst Du – ick schick Di hüt ’n Kist –
To’n Frühstück minen Porter.
Dat ist keen Brunbeer – ne ick will
John Bull ock hierin wiesen,
Dat dütsche Hänn nich liggen still,
Süll em dat ock begriesen.
Min Porter de is just so god,
As sin – ut Molt und Hoppen.
Mit “Made in Germany” lat wi
Uns länger nich mehr foppen.
Dat is nu all ein Ehrenwurt
Uns Dütschen, Dinen Kinnern;
Dat Du uns Dütschlands Vatter würst,
Kunn ok John Bull nich hinnern.
Na nu prober em mal
Und süst Du em denn mägen,
Dann schick de Buddels leddig trü,
Dat süll mi bannig hägen.
Ick hew in minen Keller noch
Vel grote Fät vull liggen,
Dor künn ick Di jo öfter noch
En lütte Kist vull schicken.
Krischan Ros’.
(interessant an diesem Gedicht ist, daß das deutsche Porter durchaus im Wettbewerb zu den Briten gesehen wird und wie selbst ein Brauer sich mit dem abwertenden „Made in Germany“ auseinandersetzt. Deutlich wird gesagt, dass es keineswegs ein Braunbier „Brunbeer“ sondern ein Porter sei)
Nicht übergehen wollen wir das Baltic Porter, das etwas vollmundiger unser Herz erwärmt. Je weiter wir nach Osten gehen, desto hochprozentiger werden auch die Biere. Sie vertreiben jeden Kummer und wärmen uns bis ins Herz. Darum ist auch gegen ein bis zwei Fläschchen Brlo Baltic Porter nichts einzuwenden.
Auf unsere Gesundheit!
Esther Isaak